Historique en VO de 1880 à 1930
Plaquette du cinquantenaire
Vereinsleben, Gründung und Geschichte des Musikvereins „Harmonie" Erstein
Das Vereinsleben ist gegenwärtig in Erstein, wie übrigens auch an andern Orten, ein sehr reges. Sie sind kaum mehr aufzuzählen all' die verschiedenen Vereine, Vereinigungen und Clubs, die jetzt schon existieren und immer noch bilden sich neue. Sind denn Vereine überhaupt nötig und welchen Nutzen verspricht man sich von ihnen? Nun die meisten Menschen lieben eben die Geselligkeit; sie suchen sich an Gleichgesinnte, d. h. an solche, welche, wie sie, bestrebt sind, eine Kunst zu pflegen, Sport zu treiben oder sonst irgendein gemeinschaftliches Interesse zu verfolgen, anzuschließen. Es kann nun nicht in Abrede gestellt werden, dass das Vereinsleben im Allgemeinen, sowohl in moralischer als auch in physischer Hinsicht, durchaus günstig wirkt. Der Verkehr mit andern weckt am besten die Talente des einzelnen, fördert seine Fähigkeiten, erweitert sein Wissen, hebt sein Pflichtgefühl und stählt seine Energie. Im Vereine findet man nach des Tages Last und Arbeit angenehme Erholung. Bei Konzerten und festlichen Veranstaltungen sind es nicht bloß die Mitwirkenden, sondern auch das Publikum, das diesen wohltuenden Einfluss auf Geist und Gemüt verspürt. Dies ist ganz besonders bei Gesang- und Musikaufführungen der Fall.
Es ist also viel richtiger Vereine, die sich ideale Ziele gesteckt haben, zu unterstützen, als gegen sie Front zu machen. Dieser Meinung waren jedenfalls vor 50 Jahren auch einige notable Herren unserer Gemeinde als sie den Entschluss fassten, in Erstein, wo es damals im Gegensatz zu heute sozusagen noch gar keinen Verein gab, einen solchen zu gründen und zwar einen Musikverein. Die Elemente dazu waren bereits vorhanden, nur zerstreut.
Lange vor 188o schon hatte eine zugewanderte Familie, namens SELLENICK, in unserm Städtchen den Sinn für Musik geweckt. (Der ehemalige berühmte Chef de musique de la Garde Républicaine in Paris entstammte dieser Familie.)
Es hatten sich nach und nach zwei Gruppen von Musikanten gebildet, die eine spielte zusammen mit ihrem Kameraden, dem Landwirt Xavier FASSEL, rue du Rempart.
Die andere Gruppe stand unter der Leitung eines
Herrn Ignace MEYKIECHEL,
eine zu Zeit in Erstein und Umgegend, besonders in Musikantenkreisen geachtete Persönlichkeit.
Auf Vorschlag des Herrn Maire RAPP wurde
Mr. Gérard DERIVAUX,
damals Inhaber der hiesigen Apotheke, unter großer Begeisterung aller Anwesenden, zum Präsidenten erwählt.
Diese zwei Gruppen zu einem wirklichen Verein zusammenzuschließen, das war die Aufgabe, die man sich gestellt hatte und deren Lösung, da von beiden Seiten guter Wille entgegengebracht wurde, keine allzu schwierige war, so dass am
11. Mai 1880
unter dem Vorsitz des damaligen Herrn Maire RAPP im Rathaussaal die Gründungs-Versammlung stattfinden konnte. Der Verein erhielt den Namen:
«HARMONIE»
den er heute noch mit Stolz trägt.
Weitere Mitglieder des ersten Comités waren die Herren:
Charles REICHARD fils, secrétaire,
J. Ph. URWILLER, caissier,
Oscar RINGEISEN, membre adjoint.
Die Direktion aber wurde
Herrn Alphonse HEYD,
einem Enkel des vorhin genannten Herrn MEYKIECHEL, angetragen und von diesem bereitwilligst übernommen. Herr HEYD, fortan nur noch unter dem Namen «Chef» bekannt, erwies sich bald als ein hervorragend tüchtiger Dirigent.
Sein angeborenes Talent, seine gute musikalische Ausbildung, die er zu Anfang von seinem Großvater MEYKIECHEL, später auswärts erhielt; ebenso seine Fähigkeit, Musikstücke umzuschreiben, um sie den vorhandenen Kräften besser anzupassen, ermöglichten es ihm, den ihm anvertrauten Musikverein bald sehr leistungsfähig zu gestalten.
Er verstand es seiner Musik eine Eigenart zu geben, die überall, wo die «Harmonie» öffentlich auftrat, angenehm auffiel.
Wenn nun die Ernennung des Herrn HEYD zum Chef der «Harmonie» eine glückliche war, so war es die Wahl ihres ersten Präsidenten, Herrn DERIVAUX, nicht minder. Derselbe war dem Verein nicht nur dem Namen nach Präsident, sondern er war sein stets treusorgender Beschützer, ja er hatte ihn und ebenso alle seine aktiven Mitglieder in's Herz geschlossen. Die gegenseitige Zuneigung zwischen der «Harmonie» und ihrem Gründungs-Präsidenten Mr. DERIVAUX besteht auch heute noch, was erst kürzlich, gelegentlich seines achtzigjährigen Geburtstages so schön zum Ausdruck kam.
Auch die Bereitwilligkeit des Fabrikanten, Mr. Ch. REICHARD fils, als Schriftführer dem Comité beizutreten, konnte der Sozietät nur von großem Vorteil sein. Tatsächlich, in Erwägung dass die meisten Musikanten Fabrikangestellte oder Fabrikarbeiter waren, übernahm die Direktion der hiesigen Kammgarnspinnerei gleich von Anfang an das Protektorat über die «Harmonie».
Dieses ist zur Tradition geworden, die sich bis heute erhalten hat, obwohl die Musik eigentlich als Stadtmusik zu betrachten ist, als welche sie auch gegründet wurde. Die Stadt Erstein stellt dem Verein ein Uebungslokal zur Verfügung und gewährt dem Chef für seine Mühewaltung eine angemessene Vergütung.
Als nach kurzer Zeit Herr UTWILLER aus dem Vorstand austrat, wurde er durch Herrn F. KLETHI, Fabrikbeamter ersetzt. In der Person des Herrn KLETHI erstand nun dem Verein eine neue wertvolle Kraft und Stütze; denn er beschränkte seine Tätigkeit nicht nur auf die Verwaltung der Kasse, sondern er nahm sich der «Harmonie» in fast väterlicher Welse an, und leitete mit großer Umsicht deren Angelegenheiten, soweit sie nicht den musikalischen Teil anbetrafen.
Mit welch unermüdlichem Eifer Herr KLETHI jahrelang im Interesse des Vereins gewirkt hat, dessen erinnern sich die älteren Mitglieder alle noch gerne.
Der unter so günstigen Vorbedingungen gegründete Verein fand auch unter der Ersteiner Bürgerschaft viel Freunde und Gönner, durch deren finanziellen Unterstützung es der «Harmonie» möglich war, einen schnellen Aufschwung zu nehmen und überall, wo sie auftrat, mit Ehren zu bestehen, ja sogar glänzende Erfolge zu erzielen, wovon noch berichtet werden wird.
Im Laufe der Jahre war das Comité, wie ja leicht begreiflich, einem Öfteren Personenwechsel unterworfen. Es hieße nun die einen zurücksetzen, wollte man den andern ein besonderes Lob für ihre wertvolle Mitwirkung spenden ; denn alle, die je ein Amt im Vorstand der «Harmonie» übernommen haben, haben dasselbe auch mit großem Eifer und wahrer Hingebung ausgeführt, manchmal sogar bedeutende pekuniäre Opfer nicht gescheut.
Den Comités gehörten fast immer, besonders in den letzten Jahren, ein oder mehrere aktive Mitglieder als Beisitzer an, im übrigen waren es stets passive Mitglieder der «Harmonie», welche sich bereitwilligst in die verschiedenen Ämter des Vorstandes teilten.
Nachstehend ein Verzeichnis sämtlicher Comité-Mitglieder nebst deren Funktionen vom Gründungstage an bis 1928, von wo ab das jetzige Comité die Vereinsleitung übernommen hat.
Mr. Gérard Derivaux Président de 1880 à 1888,
Président d'honneur de 1888 à 1928,
Président d'honneur-fondateur 1928-?
Mr. Charles Reichard, fils Secrétaire de 1880 à 1886,
Président de 1889 à 1905,
Président d'honneur de 1905 à 1918 †
Mr. Jean Philippe Urwiller Trésorier de 1880 à 1882.
Mr. Oscar Ringeisen Membre adjoint de 1880 à 1882.
Mr. F. Klethi Trésorier de 1882 à 1905,
Membre d'honneur du comité de 1905 à 1912 †
Mr. Martin Gittinger Membre adjoint de 1882 à 1886,
Vice-Président de 1886 à 1895.
Mr. F. Kellermann Secrétaire de 1886 à 1905,
Président de 1905 à 1906,
Président d'honneur de 1906 à 1911 †
Mr. Louis Andlauer Membre adjoint de 1889 à 1895.
Mr. Jean Philippe Blum Membre adjoint de 1895 à 1905.
Mr. Guillaume Weeber Membre adjoint de 1895 à 1901.
Mr. Georges Walcher Membre adjoint de 1901 à 1905,
Vice-Président de 1905 à 1906.
Mr. Eugène Goettelmann Membre adjoint de 1905 à 1906.
Secrétaire de 1905 à 1906,
Trésorier de 1906 à 1913.
Mr. Albert Gruber Vice-Président de 1913 à 1919,
Président de 1919 à 1928,
Président d'honneur de 1928 à ? †
Mr. Jean Georges Abry, Maire Président de 1906 à 1915 †
Mr. Jean Philippe Burger Vice-Président de 1906 à 1911
Mr. Charles Brumm Membre adjoint de 1906 à 1913.
Mr. Joseph Kieffer Membre adjoint de 1907-1919,
Vice-Président de 1919-1926 †
Mr. Paul Gittinger Membre adjoint de 1907 à 1919,
Trésorier de 1919 à 1928,
Membre d'honneur du comité de 1928 à ? †
Mr Alexandre Vogt Membre adjoint de 1911 à 1919,
Secrétaire de 1919 à 1926,
Vice-President de 1926 à 1928,
Membre d'honneur du comite de 1928 à ? †
Mr. Léger Hirtz Membre adjoint de 1913 à 1914
Mr. Joseph Drexel Membre adjoint de 1913 à 1920
Mr. Charles Offenstein Membre adjoint de 1919 à 1927
Mr. Louis Georger père Membre adjoint de 1919 à 1923
Mr. Xavier Bauer Membre adjoint de 1923 à 1928
Mr. Georges Hoch Membre adjoint de 1923 à >1930
Joseph Paul Secrétaire de 1925 à 1928
Wenn nun vorstehendes Verzeichnis die Namen derjenigen Herren enthält, die den jeweiligen Comités angehört haben, und die, jeder so lange es ihm möglich war, mithalfen die Geschicke der «Harmonie» aufs beste zu leiten, so darf man doch nicht vergessen, dass es in erster Linie die aktiven Mitglieder sind, die dem Verein sein Gepräge geben, die ihm durch ihre Kunst, durch ihren Fleiß und guten Willen Anerkennung und Erfolge sichern. Nun auch in dieser Hinsicht kann die «Harmonie» mit Genugtun auf die Vergangenheit zurückblicken. Die Begeisterung, welche vor 50 Jahren zur Gründung des Musikvereins geführt hat, ist nicht etwa im Laufe der Zeit abgeflaut, nein sie besteht heute noch in demselben Masse wie damals, denn sie hat sich von den älteren Musikanten immer wieder auf ihre jüngeren und neueintretenden Kollegen übertragen.
Von den Gründungsmitgliedern wirken zwei noch aktiv mit; es sind die Herren Martin HUARD (alto) und Joseph FECHTER (bugle). Einige ihrer Kollegen werden als Veteranen in den Listen geführt; andere aber - und es sind deren nicht wenige die ebenfalls lange Jahre mit Lust und Liebe der «Harmonie» angehörten, sie haben dieses Jubiläum leider nicht miterleben dürfen. Es soll ihnen aber für ihre wertvolle Mitarbeit ein dankbares Erinnern gewahrt bleiben.
Die «Harmonie» besteht gegenwärtig (1930) aus 50 aktiven Mitgliedern, darunter viele sogen. gute Kräfte, einige sogar deren Kunstfertigkeit schon an Virtuosität grenzt.
Trotz dem mehrfachen Wechsel, sowohl der Vorstands- als auch der Aktiv-Mitglieder, arbeitete die «Harmonie» als Musik-Ensemble unter der bewährten Leitung ihres Chefs, Mr. Alphonse HEYD, unentwegt weiter bis es beim Kriegsausbruch ein unfreiwilliges Halt gab; denn die meisten Musikanten waren noch im kriegsdienstpflichtigen Alter und wurden unter die Fahne gerufen. So wie so hätte das Musizieren in jener schweren Zeit aufhören müssen. Leider wurde die Pause eine viel längere als man zu Anfang gedacht hatte.
Gegen Ende des Krieges erkrankte Herr HEYD, und nach längerem Leiden verstarb er, ohne den Einzug der französischen Truppen, auf den er sich so gefreut hatte, noch zu sehen. Die «Harmonie» hatte aber nicht nur den Verlust ihres Chefs, sondern auch denjenigen ihres Präsidenten zu beklagen. Herr ABRY fiel auf dem Schlachtfelde am 8. Mai 1915.
Endlich am 11. November 1918 kam der lang ersehnte Waffenstillstand, welcher dem Elsass die Wiedervereinigung mit seinem Mutterlande Frankreich brachte.
Hier in Erstein herrschte große Begeisterung und man schickte sich an, die Sieger, «nos chers Poilus» mit Ehren zu empfangen. Zu einem würdigen und freudigen Empfang aber gehört Musik. Der Vice-Prési dent, Mr. GRUBER, suchte daher in aller Eile die vorhandenen Kräfte der «Harmonie» zu sammeln. Da aber die meisten der eingezogenen Musikanten noch nicht aus dem Felde zurückgekehrt waren, so eilten, die Veteranen des Vereins wieder mit ihren Instrumenter herbei, um die Reihen zu verstärken. Dadurch war es möglich geworden, eine Kapelle von etwa 25 Mann zusammenzustellen. Jetzt fehlte ihr noch der Chef. Dieser ließ sich finden in der Person des Mr. Louis GIGOT, früheres Mitglied der «Harmonie» und ehemaliger Schüler des verstorbenen Chefs, Mr. HEYD.
Es wurde nun gleich fleißig geübt und bei den Empfangsfeierlichkeiten, am 21. November 1918, ertönte schon ganz überwältigend die Marseillaise, la Sambre et Meuse, la Marche Lorraine und andere. Etwaige «Fehlgriffe» wurden an jenem Tage nicht beachtet; denn im allgemeinen Jubel erklang die Musik allen wunderschön.
Der imposante Einzug du 152ème Régiment d'Infanterie, an seiner Spitze der General JACQUEMOT, wird allen, die diesen feierlichen Moment miterlebt haben, in steter Erinnerung bleiben.
Als nach und nach die aktiven Mitglieder der «Harmonie», die bei den Waffen gestanden hatten, ohne Verluste erlitten zu haben, zurückgekehrt waren, konnte an die Rekonstituierung des Vereins gedacht werden. In einer Versammlung wurde beschlossen, den Dirigentenstab Mr. Louis GIGOT definitif anzubieten, das Comité zu erneuern und zu ergänzen und zo wie folgt:
Eine neue Periode in der Geschichte der «Harmonie» nahm nun ihren Anfang. Mr. GIGOT, der neuernannte Chef, fasste seine schwierige Aufgabe mit zäher Energie an und die Musikanten folgten seinem Beispiel.
So konnte es nicht fehlen, dass die «Harmonie» ihren passiven Mitgliedern, die sich auch wieder in großer Zahl um sie geschart hatten, bald wieder mit den schönsten Konzerten erfreuen konnte. Ja mehr noch, sie konnte sich bei Musikwettstreiten, in Konkurrenz mit erstklassigen Musikvereinen, ehrenvoll behaupten, wovon nachstehend angeführte Resultate zeugen.
„Pour ses services rendus à l'art musical" wurde Mr. Louis GIGOT kürzlich vom Gouvernement die Palmes académiques verliehen.
Im Jahre 1926 verstarb leider der Vice-Président Mr. Joseph KIEFFER und im folgenden Jahre das Vorstandsmitglied Mr. Charles OFFENSTEIN. Da inzwischen auch Mr. Louis GEORGER père und Mr. Joseph DREXEL zu den Veteranen übergetreten waren, so beschlossen Ende 1927, die noch verbleibenden Herren des Comités ihr Amt ebenfalls niederzulegen und die Sorge um das Wohl der «Harmonie» wieder jüngeren Kräften zu überlassen.
Es wurde deshalb in der General-Versammlung vom 2I. April 1928 folgendes Comité gebildet:
Gleichzeitig wurden ernannt:
Den Titel Président d'honneur de l'Harmonie erhielt ebenfalls
Mr. Jean Ph. KORMANN en sa qualité de Maire d'Erstein.